Hin...
Leicht zweifelnd steige ich am Montag von der Waage runter. Meine Selbstsicherheit und das Schulterzucken danach erscheinen mir wie eine Maske, die ich tragen will, damit ich nicht gleich ausflippe.
"Bleib ruhig. Das klärt sich schon ganz von alleine. Du hast ja auch von Donnerstag bis Sonntag ordentlich gefuttert." Der typische Ausnahmezustand eben. Trotz Ferien, die ja eh alles durcheinander bringen.
Wie das weiße Kaninchen im Wunderland mache ich mich startklar zum Montags-Marathon. Gibt viel zu tun. Um 10 Uhr gehts aus dem Haus. Zuvor noch das schon gewohnte Frühstück. Meine Kleine liefere ich bei ihrer Freundin ab. Die wollten den ganzen Tag spielen. Supi. Dann kann ich in der Zeit das machen, was ich mir schon seit Wochen vorgenommen habe.
Ab in die große Stadt und dort in ein Sportgeschäft, was auch Laufanalysen anbietet. Wobei ich dort nicht nur aus reiner Neugier hingehen, sondern auch wegen meinen ach so geliebten Laufschuhe, die mir nach mehreren Wochen Testphase Sorgen bereiten. Im Laden waren die noch wunderbar, haben 1A gepasst. Und jetzt wird mein linkes Knie immer zickiger. Jeder Schritt zwickt. Nicht dass ich aufgeben müsste oder so. Nein, es zwickt einfach nur. Ganz egal, was ich mache. Und es kann dann ziemlich lästig sein.
Also rein in den Laden. Mit der guten Verkäuferin, die augenscheinlich recht viel Ahnung hat, meine Lage erklärt. Schuhe. Relativ neu. Seit kurzem wahrscheinlich deswegen Knieprobleme. Bevor irgendwas im Laden in die Wege geleitet wird, werde ich an einen Physiotehrapeuten weiter geleitet, der, laut ihrer Aussage, selber Läufer ist und sich mit den Wehwehchen da recht gut auskennt. Eine Tür weiter also. Nochmal Sachlage vorgetragen. In 1 1/2 Stunden soll ich wieder kommen, dann kann er schauen. Wow! Ich bin ein wenig überrascht, aber die Zeit kriege ich auch noch rum. Innenstadt ist ja nicht weit weg. Mir fehlt ja noch passender Schmuck für die Hochzeit. Dafür braucht frau ja bekanntlich am längsten. Gemütlich schlendere ich durch die Fussgängerzone. Gegen den Hunger gabs zuvor noch ungesunde Waffeln aus dem Supermarkt. Hatte keine Lust unendlich viel Geld für Essen auswärts auszugeben.
Im nächstbesten Mode-Klamotten-Geschäft schleiche ich unscheinbar in Richtung Kitsch-Schmuck-Abteilung. Reicht ja aus. Muss nur schick aussehen und nicht schick teuer sein. Das meist ist mir zuviel. Ketten mit riesigen Perlen und bunten Dekoelementen, die einfach nur grässlich aussehen. Nein, ich werde nicht alt, rede ich mir ein. Ich steh auf schlicht, klein und raffiniert. Bling-Bling darf sein. Ich entdecke eine Kette, die sich hinter den anderen Monstern versteckt. Silber, mit hellgrauen Steinchen. Nicht so lang und wuchtig, wie die anderen. Geradezu zierlich. Grau sieht gut aus, denke ich, und stelle mir das ganze mit dem Hochzeitsoutfit vor. Japp, die soll es sein. Und ich muss auch nur 3 Euronen löhnen. Wie goil!
Nein, danke. keine Tüte. Als ob ich für das kleine Dingelchen eine Shopping-XXL-Tüte brauche...
Ich schaue auf die Uhr. Sehr gut, kann sogar noch entspannt nen Kaffee trinken. Gedacht, gemacht. Latte Macchiato. Yammy! Den gönn ich mir, weil der im Café immer besser schmeckt. Krieg ich zuhause nie so hin.
Dann wieder zurück zum Physio-Typen. Dort hatte ich vorhin vergessen, meinen Namen anzugeben. Im Terminkalender steht das nur "Das Knie". Ich muss lachen, als der Mann am Empfang es vorliest. Ein paar Minuten Däumchen drehen im Wartebereich vergehen und ich werde schließlich in den Behandlungsraum gebeten. Zum wiederholten Male Wehwehchen geschildert. Untern frei machen, auf den Rücken legen. Mal sehen. Nach viel Getaste, Gedrücke und Rumdreherei schließt er aus, dass die Bänder oder Sehnen was damit zu tun haben. Bisher tat nichts davon weh. Sowas kommt nicht so oft vor, meint er. Schließlich drücke ich selber nochmal rum, um die Stelle zu finden, wo es schmerzt und finde sie sogar. Außen, etwas seitlich unter der Kniescheibe. Scheint wohl der Knorpel zu sein. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, weiß ich nicht. Aber immerhin bin ich weiter gekommen und die Diagnose fiel auf jeden Fall wesentlih präziser aus, als die von dem Orthopäden, bei dem ich vor ein paar Monaten war. Empfehlung: Laufpause. Das einzige, was ich zähneknirschend abnicke. Alles, was nicht weh tut, ist aber erlaubt. Wenigstens ein Lichtblick und ich muss Muskeltraining nicht ausfallen lassen. Zum Hausarzt gehen und nen Ultraschall machen lassen. Der Fuß-Doktor vor Ort ist für mich gestorben, weil der offenbar nur Einlagen verschreibt und meint, damit hat sich das alles erledigt.
Nur doof, dass mein Hausarzt gerade urlaubt für ganze zwei Wochen. Also doch noch einen anderen Orthopäden auftreiben. Wird wohl das beste sein. Zufrieden mit dem Urteil und den Ratschlägen, die er mir deweiteren gibt, ziehe ich mich wieder an. Vorne am Empfang erwarte ich eigentlich, dass er für die Untersuchung etwas verlangt. Irgendwelche Gebühren. Hab keine Ahnung, wie das so abläuft, wenn man ohne Rezept und Arzt-Gedöns zum Physio geht. Nein, das geht in Ordnung so. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch. Noch verwunderter und noch fröhlicher verlasse ich die Praxis. Wie cool ist das denn?
Den Rest des Tages verbringe ich im Flug zwischen Zeit und Raum. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Stunden vergehen, ohne dass ich es wirklich merke. Ich hetze mal nicht durch Supermarktregale, kann sogar einigermaßen nachdenken und mir was einfallen lassen, was man denn in den nächsten Tagen essen könnte. Für Essensplanung für eine Woche bin ich zu gemütlich geworden. Sommer bedeutet spontan essen, und auch das was im Haus ist. Muss ja nicht immer ungesund sein, oder? Hungrig greife ich im Gemüseregal voll zu. Champignons, Paprika, Minigurken, Karotten. Da lässt sich sicher was draus zaubern. Kartoffeln, Zwiebeln hab ich noch daheim. Das klingt nach vegetarischem Gemüse-Gewusel. Au ja, da hab ich Bock drauf. Bin es schon leid, Fleisch zu essen. Wird auf die Dauer langweilig, auch wenn's zwischendrin Gefügel und Co. gab. Fisch klingt auch gut. Den brauch ich auch nicht kaufen.
Irgendwann gegen sechs Uhr Abends bin ich wieder Zuhause angekommen. Während ich erjagte Beute in den Schränken unterbringe, reißt mein inzwischen sehr angegrauter Nachbar mich aus dem Trott. Ich muss seinen neuen riesigen Fernseher bestaunen. Natürlich bin ich neidisch, weil ich mir so ein Teil nicht leisten kann. Aber wenigstens muss ich nicht gute Miene zum bösen Spiel machen und kann ehrlich sein. Mein Nachbar mag das eh viel lieber, als künstliches Gegrinse, hat er mir vor Jahren mal verraten. Nach einer Stunde Geplausche stehe ich in der Küche und genehmige mir den Rest lauwarmen Kaffee und sozusagen Feierabend-Zigarettchen. Die Überlegung, den Wäscheberg noch abzuarbeiten lasse ich fallen. Nä, kein Nerv mehr zu.
Noch eine Stunde, bis wieder Full House ist. Anstatt die Stille zu genießen, laufe ich auf und ab. Was mach ich jetzt nur? Um wirklich was anzufangen, ist es zu wenig Zeit. Aber genug, um mich kribbelig zu machen. Ich atme tief durch. Wie wäre es einfach mal mit ner Runde Abschalten? Ich versuche es und ende damit, hektisch durch die TV-Programme zu zappen. Zeit für mich zu haben ist was Tolles. Allerdings bin ich so energiegeladen, was relaxen irgendwie unmöglich macht.
Abschalten geht.
Wenn ich Laufen. Irgendwie Sport treibe oder körperliche Arbeit leiste. Alles andere passiert im Schlaf.
Endlich klingelt es an der Tür. Ja, endlich wieder Leben in der Bude. Ich komme sogar noch auf die Idee, in die Videothek zu fahren. Nur leider genau 10 Minuten zu spät. Möp! Nix Film. Also gibts was aus dem DVD-Regal zuhause. Nach dem Film, bei dem ich auch nur schwer still halten kann, gehts eigentlich direkt ins Bett. Traumlos relaxen und an nichts denken.
Gestern verlief gemütlicher. So gemütlich es eben bei mir geht. Haushaltsgewurschte bekämpfen. So wie immer. Uuuuuund ich konnte es Abends sogar noch einrichten, kurzfristig dem Fitnessstudio einen Besuch abstatten. Endlich mal wieder Zumba! Hat Sauspaß gemacht und ich hab das Gedrängel anschließend auch in Kauf genommen. Müde und ohne Hungerfühl ins Bett gefallen.
Heute Morgen dann die Überraschung. Hupsa! Ist das eine 64? Ich blinzle mir den Schlaf aus den Augen und entziffere ohne Brille die Zahle. Huch! Tatsächlich. Da seid ihr ja wieder. Hab euch schon vermisst! Beruhigt trinke ich meinen Kaffee und kann den Tag anfangen. Viel hab ich mir nicht vergenommen und ich mache einen auf faul. Endlich mal Zeit fürs Bloggen und lesen und Denkarbeiten.
Die Woche ist also eher unspektakulär verlaufen bisher.
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