Heilung...
Heute für mich unvorstellbar. Zwar bin ich im Kopf noch nicht ganz davon weg und ich überlege mir zwei- oder dreimal, was ich wie und wann esse, wenn ich das denn mit klarem Kopf und angeschaltetem Gehirn mache.
Gestern Abend war wieder eine kleine Krise.
Mit zusammen gebissenen Zähne renne ich durch die Wohnung. Leicht planlos. Was anfangen, bevor das Spiel anfängt und was während des Spiels anfangen. Hunger hast du doch keinen mehr. Wasn los? Das frage ich mich und hocke mich stattdessen vor den PC, klicke herum, um mich abzulenken. Bilder schauen, Blogs lesen. Kaugummi kauend tappse ich wieder durch die Bude. Eine rauchen klingt gut. Innerhalb kurzer Zeit hab ich einen Liter Cola light runtergekippt, nur um den süßen Geschmack auf der Zunge zu haben.
Dann beim rumklicken stoße ich auf das Video, was ich zuvor gepostet habe. Okay... Das geht circa ne dreiviertel Stunde. Guckst dir an und dann ist auch schon Anpfiff.
Ich kuschle mit meine Cola light-Flasche und mache mich so klein es geht auf meinem Chefsessel.
Models, Models, Models. Wohin man auch schaut. Und dann diese Frau, von der die Doku handelt, die über dem Klo hängt und sich gnadenlos den Finger in den Hals steckt. Wer zum Teufel hat das gefilmt? Fuck! Das war sie selbst!!!
Ich mache große Augen und spüre wie mir mulmig wird. DIe Farbe weicht mir aus dem Gesicht.
Zur Erklärung: Ich kann weder selbst kotzen, noch anderen dabei zusehen oder zuhören. Es geht einfach nicht. Wenn ich krank gewesen war, war kotzen etwas, was ich tunlichst vermieden habe.
SIe erzählt von ihrem Weg, wie sie 10 Jahre unter Magersucht und Bulimie gelitten hat. Dem Model-Dasein gibt sie keine Schuld an sich. Irgendwann zieht sie die Reißleine, als sie auf die Filmschule in New York geht. Ihr Projekt war es dort, ihre Krankheit zu dokumentieren und damit nackte ungeschönte Tatsachen ans Licht zu bringen. Das tut sie. Schonungslos. Ihre Eltern werden konfrontiert, sie selbst filmt sich bei Fressanfällen, während der sso schnell es geht unglaubliche Menge isst. Anschließend wandert die Kamera mit ins Bad. Der ganze Ablauf in bewegten Bildern und Ton gebannt.
Diverse Therapeuten kommen zu Wort, reden über Ursachen, Werbeleute, Model-Booker und wer nicht noch alles, sagen etwas dazu. Crystal Renn (Sie kennt man vielleicht noch aus anderen Reportagen und Dokus) ist auch wieder mit von der Partie als Interviewte, die über einen Zwang berichtet, der auf den ersten Blick von außen kommt. Beim zweiten Hinsehen geht es jedoch darum, welche Message man sich dort selbst hinein interpretiert.
Die Medien seien nicht schuld. Diäten, Magerwahn bei Promis und Ähnliches... All das wird von den Leserinnen eines Magazins am häufigsten gelesen. Trotzdem ist jeder für sich selbst verantwortlich und entscheidet, was ihm suggeriert wird.
Da frage ich mich, was ich noch glauben soll. Oder doch lieber misstrauisch durch die Gegend rennen und als Soziopath abgestempelt werden, dem alles suspekt ist? Ich ziehe für mich kein Fazit, das Essstörungen sehr individuelle Krankheiten sind. Einiges läuft gleich ab und aus den gleichen Gründen, aber meist ist jeder Einzelne, der Magersucht, Bulimie, Binge Eating etc. hat für sich als eigenständiges Wesen zu sehen. Deshalb ist es auch so schwierig, die ES in den Griff zu bekommen.
Schauts euch an, auch wenn nichts Neues darin vorkommt, ist trotzdem interessant. Mich hat das Filmchen sprachlos gemacht. Wie so oft, wenn die harte Realität gezeigt wird.
Hier nochmal der Link: essen - brechen - weiter lächeln
Und ich bin froh, damals nicht so weit gegangen zu sein...
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