Zeit...

... wird völlig überbewertet.
So vieles hatte ich heute und auch Sonntag und Montag vor. Und hocke ich hier, verbotenerweise mit einer Zigarette, lese Blogs, Twitter- und Facebook-Nachrichten, ärgere mich darüber so vollkommen zu blöde zu sein, um den Header des Designs vernünftig zu ändern und tue nicht sonderlich Produktives.
Seit letzer Woche bin ich immer irgendwie auf den Beinen gewesen, hab hier was gemacht, da was gemacht, immer auf Achse, unterwegs... Und nun beschäftige ich mich mal wieder intensiv mit meiner Computerkiste und musste sogar Bildschirm und Tastatur abstauben. Sonst habe ich immer mein Netbook genutzt, aber da kotzt mich gerade der kleine Bildschirm an.
Okay, dann will ich mal die letzte Woche grob in ein paar mehr Worten zusammen fassen.
Mittwoch war der Polterabend und ich kam mir am Anfang ein wenig überflüssig zwischen den ganzen Verwandten, die allesamt mehr als einen Besensteil verschluckt hatten. Das ging unter, nachdem ich die erste Bierflasche in der Hand hatte. Wohl gemerkt auf nüchternen Magen. Aber man sagt ja, Bier ist Flüssignahrung. Das zweite und dritte folgte, während so richtig schön der Zerstörungswut gefrönt wurde. Teller, Tassen und was nicht noch alles flogen durch die Gegend. Die Kinder mitten drin und fein mitgemacht. An sich ein schöner Spaß. Nach ein paar Minuten flogen kleine Splitter durch die Gegend und ich muss wohl ziemlich gezielt in den Mund bekommen haben. Bevor ich nachdenken konnte hab ich schon geschluckt. Das Kratzen war kaum zu spüren, aber es war da. Mit Bier nachgespült. Muss ja alles irgendwie raus kommen.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, weil ich sozial eher kontaktschwach bin, man mags kaum glauben, wars doch noch ganz lustig. Angetrunken gabs dann Futter. In dem Moment war mir alles egal. Ich hatte eben Hunger. Richtigen Hunger. Also wurde gegessen, gesoffen und gelacht. Während ds Abends ging Grüner herum und wir kippten ein Glas nach dem anderen. Zwischendrin noch mehrere Gläser Whiskey-Cola. Jede Menge belangloses Krams wurde geredet. Das meiste davon war nicht wichtig. Mein einziger Gedanken, der mir im Kopf kleben geblieben war: "Das Kleid wird am Samstag zur Hochzeit sowas von gar nicht passen."
Auf der Waage war es nämlich in den letzten Tagen immer wieder rauf und runter gegangen. Ein Phänomän, was mir zwar bekannt ist, aber von Donnerstag bis Samstag war es ein kleines fieses Spiel, was nervte. Die Tage flogen so dahin und ich hatte auch ohne Hochzeit einen vollen Terminplan. Donnerstag hab ich den Aquajopgging-Kurs hier im Freibad mal angetestet. Man hat ja Zeit dafür. Ich hatte das Gefühl, immer noch betrunken zu sein, rumstrampelnd im kühlen Wasser bei Sonnenuntergang, aber es war lustig. Mehr oder weniger. Man spürt wirklich alles dabei. Jeden Zentimeter Muskel- und Fettgewebe an den Beinen. Teils war es widerlich. Alles schwabbelte. Aber sieht ja eh keiner und die anderen Weiber sehen auch nicht besser aus, wenn nicht sogar schlimmer. Verbissen hampele ich weiter. Dafür bin ich schließlich hier und nicht zum quatschen, was scheinabr auch dazu gehört. Was solls. Ich ignoriere die Weiber, die Abkürzungen durchs Becken machen und bin sogar ganz stolz drauf Letzte in der Runde zu sein. Ich hab ja auch alles komplett gemacht. Pfft!
An Freitag hab ich jetzt so keine bewusste Erinnerung. Wahrscheinlich gab es da nichts wirklich erwähnenswertes. Fitnesstudio, das übliche Programm, Haare gefärbt, Beine rasiert. Alles sehr kurzfriftig, aber wer will schon gerne nen Drei-Tage-Bart an den Schenkeln haben?

Samstag war dann anfangs recht entspannt. Lange geschlafen, gemütliches Frühstück. Sogar mit Brötchen und Marmelade. Danach noch alles aufräumen und ein bisschen Zeit totschlagen. Das Kleid hab ich dann doch mit Trägern nagezogen, weil ich keinen trägerlosen BH gefunden habe, der darunter passt und nicht vorblitzt. Mit Strumpfhose flutschte das sogar ganz fein über den Pferdehintern rüber, als ich es angezogen hab. Vorher noch Make-up und Haare. Tausendmal die Frage an meinen Jemand, ob ich so gehen kann. Kleid an. Kann ich so gehen? Schuhe dazu, die ich die Tage zuvor noch in dicken Socken eingelaufen habe. Kann ich so gehen? Letzter Schliff... Die rosafarbene Tasche oder lieber die schwarze Lacktasche, in die nichts reinpasst? Lacktasche, okay. Kann ich so gehen?
Ja, kann ich. Ich muss sogar, weil jetzt eh alles zu spät ist, eine halbe Stunde vor der Trauung.

Wir finden uns vor der Kirche ein. Alles sind mehr oder weniger hübsch in Schale geworfen. Ich wusste ja, dass einige es nicht übertreiben würde. Manche kamen in Jeans und Hemd. Andere in Anzug und Abendkleid. Also war ich mit meiner Wahl genau mittendrin. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das Wetter war eher mau und der Himmel war gegen Nachmittag schon reichlich düster. Als es anfänmgt zu regnen, flüchten wir uns in die Kirche. Kleine ev.-ref. Dorfkirche vom Feinsten. Sehr übersichtlich. Leider bekommen wir nicht mehr mit, wie die Pferdekutsche mit der Braut ankommt. Ein wahrer Wolkenbruch hält uns davon ab.
Die Braut sehen wir alles erst, als sie im Laufschritt in die Kirche kommt. Schleppe sortieren, ein paar Worte mit Pfarrer und Co. gewechselt. Alles auf Anfang und Action. Orgelmusik und Einmarsch der Braut. In wunderschönem Weiß, schulterfrei und dunkelroten Applikationen auf dem Kleid. Wow! Sieht genial aus! Passend dazu Rosen in weiß und rot im Haar.
Die Trauung war eher langweilig, oder eben nicht erwähnenswert. Die Worte waren schön gewählt, man singt verhalten Lieder und dergleichen. Wir lächeln alle über einen Wortwitz des Pfarrers. Zu Braut und Bräutigam passte es.
Als wir der Braut folgen, hat sich der Himmel ein wenig beruhigt. Oder es braut sich wieder was zusammen. Wie man's nimmt. Letzteres war der Fall. Leider ist dann das Herz auschneiden und Photoshooting kurz ausgefallen. Wir laufen zum Auto. In den Schuhen für mich eine Kunst, aber ich konnte sogar rennen. Jippie!
Im Pferdeschritttempo fahren wir hinter der Kutsche her in Richtung Festsaal. Früher als geplant. Das Gewitter gab Grund zur Flucht ins Trockene. Drinnen waren die Mitarbeiter noch gar nicht soweit und machen schnell Gläser mit Sekt und O-Saft klar. Ich nehme O-Saft. Den Abend wollte ich nüchtern bleiben, da ich eigentlich am Sonntag noch auf Turnier wollte. Also nix saufen, womit ich auch ganz gut leben konnte. Dafür haben sich andere zum Affen gemacht und ich konnte nur lachen.
Dementsprechend mussten wir auf das Buffet auch warten und alles musste improvsiert werden. Ging ganz gut. Man plauschte, lästerte und amüsierte sich auch so relativ gut. Wir mussten eh auf weitere Gäste warten, die erst kurz vorm Essen eintreffen würden. Der Blick zur Uhr geht regelmäßig. So langsam hängt mir der Magen in den Kniekehlen. Ich schnappe mir ein Glas O-Saft nach dem anderen. Weiter mit Cola light. Raus, ne Zigarette rauchen.
Gegen halb acht, hören wir den Bräutigam, der noch ein paar imprivierte Worte verliert, allen dankt, dass sie hier sind etc. Dann geht die Buffetschlacht los. Ich will gar nicht die Erste sein und lasse mir Zeit. Wird garantiert noch was übrig bleiben, wenn ich fünf Minuten später hingehe. Es gibt gute Hausmannskost. Braten, Schnitzel, Salzkartoffeln, Kartoffelgratin, diverses Gemüse und Rotkohl. Das Gemüse lasse ich liegen und nehme mir Rotkohl. Auch magerer Braten und Hähnchenschnitzel dazu. Wo ich nicht widerstehen konnte war das Gratin. Sowas gibt's nicht jeden Tag, also darf ich das jetzt. Mozzarella und Tomate mit nem gemischten Blattsalat dabei. Ich gehe sogar noch ein zweites Mal, muss da aber die Hälfte liegen lassen, weil ich pappsatt bin. Das Kleid ist unter anderem auch Schuld. Da kann ich gar nicht so viel essen, außer ich will Nähte zum Platzen bringen.
Aber Nachtisch passte dann nach einer kurzen Raucher und Plauschpause noch. So viel wie an dem Abend hab ich noch nicht mal ausgehungert bei einer FA in mich hinein gekriegt. Ich bin erstaunt, genieße aber trotzdem den Abend und freue mich fürs frisch vermählte Paar. Ein paar der Gäste scheinen wohl nur im Auge zu haben gratis zu essen und zu saufen. Zumindest wirkt es so, als zum wiederholten Male Grüner und Wodka flaschenweise an die Tische gebracht wird. Ich schüttele nur den Kopf. Trinken ist eines, aber nicht den Anlass schamlos dafür ausnutzen. Das entgeht immer wieder meine Logik. Was soll's. Muss ich so oder so nicht haben. Würde mich nämlich gerne dran erinnern, was an dem Abend so los war. Und nicht erst auf den Fotos erstaunt feststellen, was für ein Scheiß gewesen war.
Wir feiern, tanzen und naschen Weingummi in Herzform. Um Mitternacht wird die Hochzeitstorte feierlich herein gebracht. Rosa Marzipan und haufenweise Sahne. Mein Magen hat grad wieder so viel Platz, dass er sich zusammen zieht. Trotzdem nehme ich einen Teller und lasse mir ein Stück davon geben. Mandarinen und noch mehr Sahne hat das wunderschöne Ding als Innenleben. Hochzeit gibt's nicht jeden Tage, sage ich mir und esse. Und sie war lecker, die Torte. Noch ein Stück bekam ich aber nicht mehr runter. Ansonsten hätte ich es wie die Römer bei ihren kulinarischen AUsschweifungen gemacht. Eben mal kotzen gehen und weiter essen. Ne, die Vorstellung reicht mir, um es nicht zu tun.
Wir tanzen, verbrennen Kalorien, zittern beim rauchen vor der Tür und haben unendlich viel Spaß. Ach ja, ich hab übrigens den Brautstrauß gefangen. Teils wollte ich es, teils aber auch nicht. Im Mittelpunkt stehen ist nicht so mein Ding. Nun ja, für ein paar Minuten musste ich es dann, als mein Jemand und ich ausgefragt wurden, wann denn Termin wäre und dergleichen. Schnell antworten, lächeln und den Schatz für sich behalten. Gollum hätte es nicht besser machen können.
Gegen ein Uhr wollte ich dann doch gehen, sonst hätte ich das Turnier gleich vergessen können. So bestand noch eine kleine Chance, halbwegs wach aus dem Bett zu kippen am nächsten Tag.
Na gut, Schleiertanz mach ich noch mit, weigere mich aber dagegen Ablöse zu zahlen. Meine Geldbörse hab ich eh nicht dabei. Ich bin inzwischen einfach nur noch müde und habe das Gefühl dauerhaft unter Atemnot zu leiden. Richtig atmen kann ich in dem Kleid nicht, weils halt knackig engg um die Brust herum ist. Die stickige Partyluft tut ihr Übriges. Dann endlich konnten wir gehen. Im Auto reden wir noch über Trauung und die Feier. Zuhause schminke ich mich nur ab, atme das erste Mal wieder tief ein, als ich den Reißverschluss vom Kleid öffne und lasse mich so ins Bett fallen.

Verschlafen habe ich aber trotzdem. Und zwar gewaltig. Drei Stunden nach dam Weckerklingeln reißt mein Handy mich aus dem immer noch sehr tiefen Schlaf. "Wo bleibst du? Wir fangen gleich an!" Ach verdammt. Ich komm nicht mehr. Schaffe ich eh nicht. Mein Bogen schlummert also weiter in meiner Tasche, aber ich gehe Kaffee machen. Schlafen ist eh nicht mehr.
Mehr matschig als alles andere verbringe ich den Sonntag auf dem Sofa. Mittags gibt Chilli zu essen. Lecker scharf! Das einzige Ess-Highlight an dem Tag. Wir gammeln die restlichen Stunden vor uns hin, schauen den zweiten Teil von Ghost Rider und John Carter an. Anschließend kam die Wii noch zum Einsatz. Zelda... An sich ein cooles Spiel, aber eben sehr langatmig. Recht spät gehts ins Bett. Montags hab ich dann nen Anfal gekriegt. Putzen und schrubben. Alles von oben bis unten. Heizungen auch. Die waren mal weiß. Jetzt sind sie es wieder. Nachmittags wollte ich noch ins Fitnessstudio, lasse es aber bleiben. Sonst wäre der ganze Haushalt liegen geblieben, was mich gestern echt angepisst hätte.
Heute kam ich erst gegen Mittag so wirklich aus den Socken. Besonders viel hab ich seit dem nicht gemacht, außer hier meinen Bürostuhl anwärmen. Aber gleich wollte ich noch zum Training.

Cheerio so far! Habs leider grad nen bisschen eilig!

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